"Die Kunst ist eine schmutzige Angelegenheit,
man kann sie nicht säubern,
ohne dass sie ihre Farbe verliert."
Jacobo Montes
Hier gibt es einen Rückblick auf Veranstaltungen und Ereignisse, die mir besonders am Herzen lagen:
Ein Video mit Maritta Grebe-Senner, der Kulturmanagerin der Kunstklinik Hamburg, im Gespräch mit Eva-Maria Horstick und mir über die Hintergründe der Ausstellung "Gewalt-Staat-Ästhetik" (07.05.-12.06.2020) gibt es hier zu sehen.
+ "Ordnung Struktur System" - Gruppenausstellung mit Norbert Bauer, Ralf Tekaat und Seoyeon Choi im Nachtspeicher23 e.V. vom 08. - 16.03.2019. Neben einer Auswahl meiner Videos, die rund um die Uhr liefen und auch von außerhalb der Galerie zu sehen waren, wurde die Serie "...weint" und erstmals die Serie "Lochschwager" gezeigt.
Zur Ausstellung erschien der Katalog "Lochschwager" (ISBN 978-3-9820707-0-4) mit Essays von Horst Bote und Isabell Yuen sowie einem Interview mit Paul Nizon.
Tankred sagt:
Über die einteilige Vorpremiere vom 14.02. bis zum 07.03. 2017 der mehrteiligen Plakat-Aktion "Tankred sagt", die in Berlin während der Bundestagswahl im September 2017 stattfindet, habe ich mich trotz der "Randlage" in einem Hamburger Vorort sehr gefreut. Der Plakatierer hat sich sehr viel Mühe gegeben und das Ergebnis hat mir sehr gut gefallen. Danke!
Hier gibt es ein kurzes Video: https://www.youtube.com/watch?v=Puh0F7iKRpk
Parallel zur Bundestagswahl gab es dann die Plakataktion zwischen der "Mall of Berlin" und dem Regierungsviertel:
https://www.youtube.com/watch?v=s98jlO2Jm4Q
Als jemand, der mit der Encyclopaedia Britannica und dem Großen Brockhaus aufgewachsen ist, bin ich zwar kein besonders großer Fan von Wikipedia, die in der Verlagsbranche noch dazu viele Menschen arbeitslos gemacht hat, dennoch hat es mich sehr gefreut, dass sich offenbar mehr als ein halbes Dutzend "Wikipedianer" die Mühe gemacht haben, auch an etwas entlegeneren Orten des Internets zu recherchieren und einen Artikel über meine Arbeit als Wissenschaftler und Künstler zu schreiben, der seit dem 10. Februar 2017 online ist und der (zumindest bei seiner "Premiere") ganz korrekt und sogar gut geschrieben war. An dieser Stelle also Respekt und herzlichen Dank für die Mühe!
https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Tankred_Tabbert
+ Im Rahmen der Manifesta 11, die unter dem Motto "What people do for money" vom 11. Juni bis 18. September 2016 in Zürich stattfand, gab es eine "Zunft der Künstler" und ich wurde eingeladen, am 5. August eine "Staubtaler-Auktion" zu veranstalten. Worum ging es?
Während der Manifesta 11 wird das Cabaret Voltaire, der "Gründungsort" der Dada-Bewegung in der Züricher Spiegelgasse, in ein Zunfthaus transformiert und trägt den Namen Cabaret der Künstler – Zunfthaus Voltaire. Der geplante temporäre Umbau ist inspiriert von traditionellen Handwerkszünften, in denen Berufsgruppen ihre gemeinsamen Interessen kollektiv vertreten. Das Cabaret der Künstler ist das Zuhause der neu gegründeten Zunft der Künstler. In sogenannten Joint-Venture-Performances werden Künstler, die sich der Zunft der Künstler anschliessen möchten, zusammen mit einer Person eines anderen Berufs auf der Bühne der Zunfthalle auftreten. Jeder, der an einer Joint-Venture-Performance teilnimmt, wird Mitglied der gender-neutralen Zunft und somit ermächtigt, jedem weiteren Performanceabend beizuwohnen. Gründungsmitglieder der Zunft der Künstler sind unter anderem Thomas Hirschhorn, Gianni Motti, Christian Jankowski und Manon. Als Zunftmeister fungiert der Schweizer Künstler Manuel Scheiwiller.
Im Zunfthaus Voltaire sollte von dem Züricher Auktionator Jean David (Hammerauktionen AG) einer meiner Staubtaler versteigert werden. Wer weiß, worum es bei den "Staubtalern" geht, wird sich vorstellen können, dass der "clash" der Diskurse sicherlich heftig ausfiele. Besonders gefreut hat mich die Einladung, weil bei der Manifesta auch einige meiner erklärten Vorbilder teilnahmen. Es wäre toll, wenn sich aus der Zunft tatsächlich eine internationale Gemeinschaft entwickelt, wie es sich die Gründer der Zunft vorstellen!
+ Vom 8. Juli bis 10. September 2016 war mein "Ariadne-Projekt" im Rahmen der Ausstellung der internationalen Einreichungen zum offenen Kunstwettbewerb "Mitte in der Pampa" - Kunst im Untergrund 2016/17 in der neuen Gesellschaft für bildende Kunst in Berlin zu sehen und zwar in der "Station urbaner Kulturen" Cecilienplatz 5, 12619 Berlin, donnerstags bis samstags von 15 - 19 Uhr.
Die internationale Ausschreibung der neuen Gesellschaft für bildende Kunst in Berlin fragte im Sommer 2016 nach ortsbezogenen Arbeiten im Bereich der Berliner U-Bahnstationen auf den Linien U55 und U5 zwischen Hauptbahnhof und Cottbusser Platz. Die Arbeiten sollten ästhetische, stadträumliche sowie gesellschaftspolitische Verhältnisse zwischen Zentrum und Peripherie in Berlin bearbeiten und auf die damit verknüpften urbanistischen, kulturellen und ökonomischen Entwicklungen eingehen, u.a. der Großprojekte „Verlängerung U5“ in Mitte und „Internationale Gartenausstellung (IGA) 2017“ in Berlin-Hellersdorf. Zentrales Aktionsfeld des Wettbewerbs sollte die weitläufige Grünfläche am U-Bahnhof Cottbusser Platz werden, die als „Place Internationale“ für neue Formen von städtischen Aushandlungsprozessen gedacht ist.
Mein "Ariadne-Projekt" will keine zeitgenössischen Diskurse illustrieren, sondern auf bewusst naive wie poetische Weise das Spannungsfeld zwischen „Mitte“ und „Pampa“ auf verschiedenen Ebenen konkret sinnlich und körperlich erfahrbar machen. Soziale Segregation findet heute vor allem geographisch statt - sage mir wo du wohnst und ich sage dir, wer du bist. Soziologischen Studien zufolge (e.g. G. Schulze: Die Erlebnisgesellschaft) ist das Verhältnis der verschiedenen sozialen Milieus untereinander vor allem durch Unkenntnis und gegenseitiges Unverständnis gekennzeichnet. Das Projekt geht davon aus, dass die beste Methode, eine Stadt oder ein Stadtviertel und deren (andere) Menschen kennen zu lernen darin besteht, sich zu Fuß in diesen Stadträumen zu bewegen und in persönlichen, körperlichen Kontakt zu treten.
Um den Unterschied zwischen “Mitte” und “Pampa” konkret sinnlich und persönlich erfahrbar zu machen, die Wandlungen von einem Quartier zum nächsten spürbar werden zu lassen und um auf direkte Weise auf die soziale wie kommunikationsgestörte Kluft zwischen “Mitte” und “Pampa” hinzuweisen, soll im Rahmen dieses Projekts der U-Bahnhof Cottbusser Platz mittels eines locker ausgelegten, 1.5 Millimeter starken roten Fadens mit dem Berliner Hauptbahnhof verbunden werden. Der Faden wird auf einem ca. 16 Kilometer langen oberirdischen Fußmarsch abgerollt, wozu alle interessierten Hellersdorfer/innen herzlich eingeladen sind. Dabei wird spürbar, was die Entfernung zwischen Zentrum und Peripherie jenseits aller Diskurse wirklich bedeutet und dass die inhaltliche Entfernung undenkbar wäre ohne die reale körperlichen Getrenntheit und Entfernung zwischen den Akteuren.
Der Marsch ist ein Weg, sich die Entfernung zwischen Zentrum und Peripherie sowohl körperlich als auch symbolisch anzueignen. Der im Alltag lästige Faden, der nunmehr Zentrum und Peripherie verbindet, weist durch seine Anwesenheit besonders deutlich auf die sonst übliche Unverbundenheit von “Pampa” und “Mitte” hin. Dass hier in einem naiven Akt beide Bereiche miteinander auf solch simple Weise verbunden werden, soll auch ein Hinweis darauf sein, dass sich durch entsprechend motivierte konkrete Handlungen die Kluft einfacher als vielleicht angenommen überwinden lässt - durch konkrete zwischenmenschliche Interaktion. Zu betonen ist dabei, dass der Faden Zentrum und Peripherie in beide Richtungen verbindet. Wer in “Mitte” den Faden vorfindet, wird auf die “Pampa” zurückverwiesen. Der Akt der Verbindung als körperliche Handlung gibt den “Ausgeschlossenen” gleichzeitig ein Gefühl der Selbstwirklichkeit und zeigt, dass sie der ihnen zugewiesenen Rolle nicht hilflos ausgeliefert sind und auf kreative Weise aus eigener Kraft diese Rolle ändern können. Damit einher geht für die Beteiligten die konkrete, leibhaftige Erfahrung der Überwindbarkeit der Distanz von Zentrum und Peripherie. Der Ariadnefaden schafft so tatsächlich eine physische Verbindung, auch wenn er zunächst bloß für Verblüffung sorgen mag. Da der Faden nur 1,5 Millimeter stark ist, kann eine Behinderung von Personen ausgeschlossen werden, da er z.B. bei Stolpergefahr einfach zerreißt. Das Projekt erhält dadurch einen gewollt ephemeren Charakter: Die Überwindung der Distanz ist stets nur eine vorübergehende und muss immer wieder neu geleistet werden.
Leider wurde das Projekt nicht durch die auslobende Institution realisiert, war aber vom 8. Juli bis 10. September 2016 im Rahmen der Ausstellung der internationalen Einreichungen zum offenen Kunstwettbewerb "Mitte in der Pampa" - Kunst im Untergrund 2016/17 in der neuen Gesellschaft für bildende Kunst in der "Station urbaner Kulturen" in Berlin zu sehen.
+ "Super-Serien-Special" vom 20. - 23. Oktober 2016. Die Einzelausstellung zeigte eine Auswahl von Arbeiten aus den vergangenen 3 Jahren in den Ateliers der Künstlergruppe Spektrum in Göppingen bei Stuttgart. Mir war diese Ausstellung eine ganz besondere Freude, da es sich bei Spektrum um die Künstlergruppe meines ehemaligen Kunstlehrers Rudolf Bender handelt, der für mich über all die Jahre ein Vorbild geblieben ist. Selten habe ich mich bei einer Ausstellung so wohl fühlen und mich über so viele wundervolle Begegnungen freuen dürfen.
+ "Eyeball" war wieder für einige Monate zuhause!
Vom 10. Juli bis 01. September sahen bis zum Ende der verlängerten Ausstellungszeit über 2 Millionen Zuschauer die Video-Installation "Eyeball" über den Dächern der Hamburger Reeperbahn an der Ecke zur Großen Freiheit. Nach so vielen Wochen war es schon ein komisches Gefühl, die Große Freiheit ohne den "Eyeball" zu erleben. Nach einem Gast-Auftritt in Nürnberg war er 2016 wieder für mehrere Monate über der Großen Freiheit zu sehen - und gewissermaßen ein Stück Hamburg geworden, was mich fett freut!
Wer mitbekommen hat, dass nach den Übergriffen auf Kiez-Besucherinnen in der vergangenen Silvester-Nacht von gut 300 gesuchten Tätern bislang dank der "kleinen Brüder" des "Eyeball" gerade mal ein Täter ermittelt werden konnte, wird unter diesen Vorzeichen vom "großen Bruder" der Überwachungskameras auf der Reeperbahn zu einer lebensnahen Diskussion zum Thema Überwachung eingeladen.
Mein herzlicher Dank geht an André Janoske und die Firma Kultscreens für ihre großzügige Unterstützung des Projekts!
Dank auch an die Kiez-Touristenführungen, die den "Eyeball" zu ihrer "Endstation" gemacht haben.
+ Der 21. Kottwitzkeller 2016 vom 16. - 17. Juli 2016 zum Thema "Fehler" war erneut eines der beglückendsten Kunst-Events, die die Hansestadt zu bieten hat, gerade aufgrund seiner privaten, familiären Atmosphäre und der sehr vielfältigen Kunst aus allen Disziplinen, die bewusst Amateure und Profis für ein Wochenende in Kellern, Wohnungen, Balkonen und Gärten gemeinsame Sache machen lässt. Ich durfte mit dem Video "Weichklopfen" und meiner "Deutschlandflagge" dabei sein und wie immer ging diese wundervolle Zeit viel zu schnell vorbei. Ich danke den Bewohnern der Kottwitzstraße dafür, ein Wochenende lang ihr Gast sein zu dürfen, den vielen Besuchern und Kolleginnen wie Kollegen für großartige Gespräche und insbesondere Andreas Bressmer für die Leihgabe einer meiner Arbeiten aus seiner Sammlung.
Mehr Informationen unter www.kottwitzkeller.de.
+ Aktion "Zahlen/Numbers" auf der Kunstmeile Hamburg und am Horner Kreisel vom 20. - 29. Mai 2016
+ Ausstellung "Hurenherzen" in der Galerie-Projektraum "ZustandsZone" in Hamburg:
Eine wundervolle Ausstellung, die am 11. März 2016 eröffnet wurde und für die ich allen Mitwirkenden zutiefst dankbar bin: Carsten Uhlig und sein Team haben innerhalb und außerhalb der ZustandsZone eine bezaubernde Atmosphäre geschaffen und wer sich an den Hurenherzen nicht satt sehen konnte, der hatte Gelegenheit, sich an köstlichen Waffel-Herzen-am-Stiel schadlos zu halten. Undine de Rivière, Sprecherin des Berufsverbands erotische und sexuelle Dienstleistungen, beantwortete ohne Umschweife alle Fragen des Publikums auf hochintelligente, charmante, sensible und immer sehr spannende Weise. Doch auch das Publikum war ganz dabei, stellte nicht nur feste Fragen, sondern zwei Gäste der Ausstellungseröffnung lieferten spontan ein improvisiertes Konzert ab, das die Herzen höher schlagen ließ. Dazu gab es ein passendes Video zu sehen: "Meine Schlampen - Eine Studie in para-sozialer Interaktion", in dem es ebenfalls um die Person hinter der beruflichen Rolle (hier der Pornodarstellerin) geht. Wer keine Gelegenheit hatte, bis zum 02. April 2016 vorbeizuschauen und die Ausstellung verpasst hat, dem bleibt immerhin noch der Katalog mit allen Hurenherzen und zwei sehr interessanten Essays von Undine de Rivière und Carsten Uhlig sowie ein paar Berichte aus der Presse:
Hier gibt es ein interessantes Radio-Interview über das Projekt "Hurenherzen" auf dem "Pink Channel" des Hamburger Tide-Radios mit Stefan Kossanyi: www.pinkchannel.net/sendungen/SE160305/b07.mp3
Einen guten Überblick über das gesamte Projekt gibt der Artikel von Matthias Kahrs in seinen St. Pauli-Nachrichten für das Hamburger Abendblatt:
http://st.pauli-news.de/schlaglicht/hurenherzen-so-schlaegt-das-herz-von-prostituierten/
Was sagt ein Hurenherz konkret über die Persönlichkeit seiner Urheberin aus? Diese und weitere spannende Fragen werden im Interview mit Johan Dehoust für ZEIT ONLINE geklärt:
http://www.zeit.de/hamburg/kultur/2016-03/kunst-prostituierte-herzen-tankred-tabbert-st-pauli
Sehr gefreut habe ich mich auch über die Empfehlung der Ausstellung in der Kunstzeitschrift "art":
http://www.art-magazin.de/kunst/ausstellungstipps/15267-bstr-ostern-its-match/112221-img-hamburg
Ganz herzlichen Dank an die Kulturbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg für ihre Förderung!
+ Vom 6. bis 8. November 2015 lud das Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung (FIfF) und der Lehrstuhl für Informatik 1 der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) zur wissenschaftlichen Tagung FIfFKon 2015 in Erlangen ein.
Das Tagungsmotto der FIfFKon 2015 lautete: Kommerzialisierung des Sozialen – Markt und Macht im Zeitalter digitaler Kompletterfassung
Digitale Sensorik durchdringt zunehmend unser Leben und generiert und speichert unaufhörlich Daten, von deren Existenz wir oft gar nichts wissen. Die Daten entstehen in Computern und Smartphones, aber auch in Navigationsgeräten, Fitnesstrainern und digitalen Implantaten. Jeder Mensch, jede menschliche Interaktion hinterlässt dadurch digitale Spuren, ein Umstand, den nicht nur Suchmaschinen und soziale Netzwerke zu einem Geschäftsmodell gemacht haben. Nachdem der Mensch als Arbeitskraft und Konsument umfassend überwacht, analysiert und kommerzialisiert worden ist, folgt mit dem Internet der Dinge nun die Kommerzialisierung des privaten und sozialen Lebens? Welchen Wert haben unsere privaten und sozialen Daten und wer verdient an ihnen? Welche Konsequenzen haben Likes, LifeStyle Apps und das Internet der Dinge auf das Machtgefüge der Gesellschaft?
Im Rahmenprogramm wurde die Video-Installation "Eyeball" in voller Länge gezeigt. Ich danke den Organisatoren und Veranstaltern für ihre Offenheit und die vorbildliche Zusammenarbeit!